Trotz der allgemeinen, globalen Konjukturschwäche, zeigen sich die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China stabil. Es wurden im Jahr 2018 Waren im Wert von fast 200 Mrd. Euro zwischen den beiden Ländern gehandelt, sodass Deutschland als wichtigster Handelspartner für die Volksrepublik gilt. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die Niederlande und die USA. Exportiert werden aus Deutschland vor allem Waren der Automobilbranche, sowie Maschinen, wohingegen Deutschland aus China insbesondere Computer & Elektronikartikel importiert.
Hamburg spielt eine besondere Rolle in den Beziehungen. Die Stadt pflegt seit 1986 eine Städte- und seit 2004 eine Hafenpartnerschaft mit Shanghai, seit 2007 eine Hafenpartnerschaft mit Shenzhen, sowie weitere Hafenkooperationen mit chinesischen Küstenstädten. Mittlerweile sind ca. 550 chinesische Unternehmen in Hamburg ansässig. Staatsminister Niels Annen sieht Hamburg als den „zentralen Standort in Deutschland für den Warenverkehr von und nach China“ (Interview Port of Hamburg Magazine, Juni 2019). Der Hamburger Hafen agiert dabei als der wichtigste Umschlagsplatz. Erst vor kurzem wurde er daher um „Best Global Seaport“ von den Lesern der Fachzeitschrift Asia Cargo News ausgezeichnet. Dabei konnte er sich sogar gegen die chinesischen Häfen in Hong Kong und Shenzhen durchsetzen.
Hamburgs Hafen ist auf dem Seeweg, aber mittlerweile auch auf dem Landweg gut mit China verbunden. Die Neue Seidenstraße bietet aus Sicht des Hamburger Hafens eine Riesenchance die Handelsbeziehungen noch weiter auszubauen. Die Ausweitung des Güterverkehrs auf die Schiene, soll mit der „Belt & Road Initiative“ gelingen. Es sei noch viel Potenzial zu finden, da derzeit nur 2% des Handelsvolumens über den Zugverkehr laufen.
Ein Vergleich der Transportmittel macht weitere Vorteile sichtbar: Schiffe sind die günstigste Möglichkeit, nehmen jedoch mit ca. 30 Tagen eine lange Lieferzeit in Anspruch. Der Transportweg per Flugzeug ist klar die schnellste Möglichkeit, schlägt dafür jedoch mit fast 16-fachen Kosten zu Buche. Der Schienenverkehr bietet daher ein gutes Mittelmaß mit einer Lieferzeit von 14 Tagen und einer moderaten Preissteigerung im Vergleich zum Schiffsverkehr. Diese Möglichkeiten werden auch schon im Hamburger Hafen genutzt und ausgebaut. Im Port of Hamburg Magazine heißt es (Juni 2019, S.14): „Zwischen Hamburg und chinesischen Zielorten wurden 2017 rund 177 wöchentliche Containerzugverbindungen angeboten, in diesem Jahr sind es schon über 200 Verbindungen. Rund 120.000 Container wurden im vergangenen Jahr auf der Schiene zwischen Hamburg und China transportiert.“
Die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und China werden jedoch auch durch den laufenden und sich verhärtenden Handelskonflikt zwischen den USA und China getroffen. Nils Annen wünscht sich im Interview mit dem Port of Hamburg Magazine eine europaweite, klare Chinapolitik, um den kommenden Herausforderungen entgegentreten zu können.
JT